Wer managt Big Data? – EU-Kommission legt ersten Teil ihrer Datenpolitik vor
Zwei Wochen bevor Brüssel sein großes Digitalpaket vorstellen will, hat die EU-Kommission gestern schon einen ersten Teil ihrer Datenpolitik vorgelegt. „Niemand wird gezwungen Daten zu teilen“, sagt Kommissionsvize Margrethe Vestager über den „Data Governance Act“, der gestern präsentiert wurde. „Aber wir schaffen die rechtlichen Grundlagen für diejenigen, die Daten sicher und rechtskonform teilen wollen.“ Der SPD-Politiker Tiemo Wölken befürchtet eine Aushöhlung des Datenschutzes durch freiwillige Datenspenden.
Derweil arbeiten Teile der EU an einer strategischen Erneuerung der EU-Cyberdiplomatie: Sechs Staaten, darunter auch Deutschland, haben ein entsprechendes Papier vorgelegt. Zwei der Schwerpunkte: Die Bewahrung von Menschenrechten und Demokratie sowie der Schutz Europas vor Cyberangriffen.
Hintergrund:
Big Data, Synonym für den intelligenten Umgang mit Datenmengen, zählt zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Informationen über Kunden, Märkte und Wettbewerber haben bereits heute ein Datenvolumen von unvorstellbarem Ausmaß erreicht, Tendenz steigend.
Einen großen und immer schneller werdenden Anteil daran haben die sozialen Netzwerke, das Internet der Dinge (IoT) und der Vormarsch der künstlichen Intelligenz (KI). Die meisten Unternehmen aus Wirtschaft, Technik, Automobilbranche oder Forschung nutzen IT-gestützt Daten als Grundlage für ihre Entscheidungen und Planung. Diese Entwicklung fordert modernste Datenbanken, immer schnellere Rechner sowie leistungsstarke Netze. Vor allen aber werden Spezialisten gebraucht. Spezialisten, die fachlich und moralisch in der Lage sind, das zunehmende Informationsvolumen stets auch unter ethischen Aspekten zu organisieren. Zusammenhänge und Muster schnell wahrzunehmen und differenziert zu betrachten, um entsprechende Entscheidungen für Projekte zu treffen. Bereits 2015 beklagte die Bitkom das laut einer Studie des Branchenverbandes genau diese Spezialisten in ganz Europa fehlen. Damals gaben 65 Prozent der befragten Unternehmen einen Mangel an hochqualifiziertem Personal an. Daher sind die Bedenken des SPD-Politikers keinesfalls unbegründet!
Nach wie vor, werden Spezialisten/Agenten gebraucht und gesucht: eine Mischung aus Wissenschaftler, It-Ler und strategische Projektmanager, ohne irgendeine Art krimineller Energie. Eine Voraussetzung ist eine hohe Sensibilität und weitreichende Betrachtungsweise komplexer Voränge. Die Fähigkeit, Projekte in gleicher Weise wissenschaftlich, strategisch und moralisch zu organisieren, charakterisiert diese Topleute, idealerweise mit internationaler Erfahrung.
Der sensible Umgang mit dem fast unbegrenzten Datenvolumen darf auf gar keinen Fall auf den Satz „Niemand wird gezwungen Daten zu teilen“ reduziert oder mit dem Begriff „Datenspenden“ verniedlicht werden. Jeder, der in irgendeiner Weise im Netz unterwegs, auf der Suche ist, weiß, wie schnell Daten geteilt, „gespendet“ werden. Über das Ausmaß, die Tragweite wundert man sich meist unmittelbar.
Wir selbst sind die Hüter unserer Daten und verantwortlich für den individuellen Umgang und Schutz. Dennoch braucht es eine Datenpolitik, die dies fürsorglich und im Interesse für die Menschen und Unternehmen in Europa überzeugend im Blick hat.
@Fotod: Danke an
Markus Spiske von Pexel /Titelbild
Gerd Altmann, Beitragsbild