Reden lernt man durch reden – Eintägiges Rhetorik Seminar bei BDF EXPERTS in Düsseldorf
Dieser Satz von Marcus Tullius Cicero gilt nach wie vor für alle, die sich für Rhetorik: „Die Kunst der freien Rede“ interessieren. Es muss etwas dran sein, an dieser 2400 Jahre alten Technik, die heute aktueller ist denn je.
Am 14.August 2020 schauten mich acht Teilnehmer*innen aus den Bereichen HR, Marketing, IT und Beratung erwartungsfroh an. Natürlich unter Einhaltung strenger COVID-19 Hygienemaßnahmen, starteten wir in den Tag. Die IT-Berater*innen der „building digital future EXPERTS“ begleiten digitale Prozesse, die in der heutigen Zeit Wertschöpfungsketten bestimmen. Das ist eine anspruchsvolle und beratungsintensive Tätigkeit, die Know-how, Fingerspitzengefühl und eine zielführende Kommunikation braucht.
Rhetorik zählt heute zu den wichtigsten Schlüsselqualifikationen in der Kommunikations- und Mediengesellschaft. Sie ist die Fähigkeit, sich präzise UND lebendig auszudrücken als Grundlage für eine überzeugende Kommunikation. Nach einer kurzen Einführung ging es gleich mit einer Vorstellungsrunde weiter. Allerdings nicht wie gewohnt, sondern frontal und mit der Kamera aufgezeichnet. Stand, Körpersprache, Blickkontakt, Gestik, Mimik, Sprache. Es ging um alles! Sowohl für mich als Coach als auch für die Gruppe. Meines Erachtens zählt diese Methode bei einem Tagesseminar zu den effektivsten. Denn das Ergebnis ist ein ganzheitlicher Ein- und Überblick über Kommunikationsstil, rhetorische Fähigkeiten, sprachliche Gewohnheiten und der Körpersprache. Ganz nebenbei lernten alle Teilnehmer*innen Feedback zu geben und anzunehmen. Vor allem der Umgang mit Kritik will gelernt und geübt sein. Sowohl in der persönlichen-, telefonischen- als auch in der online-Kommunikation, entstehen schnell Missverständnisse. Ein falscher Blick, ein falsches Wort, eine ablehnende Geste, es sind kleine, manchmal beiläufige, unbewusste, nonverbale Störfaktoren, die die Kommunikation beeinflussen. Ein „Minenfeld“, das sich bewusst durch kontinuierliches Training der Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung und einem offenen Kommunikationsstil entschärfen lässt. Videoaufzeichnungen und die anschließende gemeinsame Analyse jedes einzelnen sind ein langwieriger und intensiver Prozess. Ein Prozess, der sich lohnt. Da waren wir uns nach knapp fünf Stunden einig. Begeistert hat mich die schnelle Umsetzung konkreter Hinweise. Wie es zum Beispiel gelingt, einen Menschen für negative Kritik zu öffnen. Toll die akribischen Mitschriften einzelner Teilnehmer. Das ist gut, denn je konkreter punktuelle Kritik formuliert wird, je eher wird sie ernst- und angenommen. Unkonkrete, verallgemeinernde Kritik kann schnell verletzend sein und bewirkt das Gegenteil.
Gute Gespräche leben zusätzlich von unserer Art zu reden. Typische Fragen, zu denen sich jeder ein Feedback aus seinem Umfeld einholen kann: Wie ist die Tonalität, die Melodie, der Klang der Stimme, monoton, lebendig, gelangweilt, hoch, tief, laut, leise oder angenehm dosiert. Und wie sieht es mit dem Redefluss und dem Wortgebrauch aus? Sind die Sätze zu lang, die Ansprache zu unpersönlich (man) oder zu unentschlossen (Konjunktive). Und wie ist der Umgang mit Füllwörtern, die Weichmacher: eigentlich (eigentlich war es ein Tor :-)), vielleicht, manchmal..? Oder Absolutismen, wie: immer, wichtigste, größte, schönste…? Da gute Rhetorik erst durch eine deutliche Aussprache glänzt, endete der Tag mit der klassischen Zungenbrecher-Sprechübung, mit und ohne Korken zwischen den Lippen. Ein heiterer Abschluss.
Fazit: Rhetorik ist eine hohe Kunst und macht Arbeit.
Gruppen-Foto: BDF Experts
Titelbild; pexels, Dank an Karolina Grabowska